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2 Männchen bauen mit Puzzleteilen eine Brücke
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Das Beste aus beiden Welten

Tiroler Wirtschaft, Oktober 2022

Bachelor und Master Professional. Mit diesen neuen Titeln wird die Brücke zwischen akademischen und berufspraktischen Ausbildungen geschlagen. Die ersten Bachelor-Professional-Programme stehen in den Startlöchern.

Lange Zeit hatte die duale Ausbildung sowie andere berufliche Abschlüsse das Problem, dass es sowohl von der rechtlichen Basis her als auch in den Köpfen der Österreicherinnen und Österreicher eine klare Zweiteilung gab: Hier die Akademiker – dort die anderen. In der Praxis sind zwar Professionisten sind wie Heizungstechniker oder IT-Spezialisten extrem nachgefragt, während man nicht von jedem Hochschulabsolventen sagen kann, dass er einen adäquaten Arbeitsplatz findet. Trotzdem genossen im titelverliebten Österreich Akademiker ein höheres Ansehen. Anders gesprochen: Obwohl die österreichische Lehrlingsausbildung sowie berufliche Weiterbildungen international oft kopiertes Erfolgsmodelle sind, hatten sie immer unter einem geringeren Image zu leiden. Doch nun ist die alte Ordnung Geschichte. Das neue Hochschullegistik- Paket durchbricht die strenge Zweiteilung und macht damit auch möglich, dass Berufserfahrung zum gesamten akademischen Weg ermächtigt. Diese Neuerung verbindet Theorie und Praxis zum Besten aus beiden Welten.

Neue gesetzlich Grundlagen
Die neuen gesetzlichen Grundlagen schaffen einheitliche Rahmenbedingungen für die hochschulische Weiterbildung, und zwar egal, ob sie von Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Fachhochschulen oder Privatuniversitäten angeboten wird. Im Zuge dessen wurde neue akademische Grade eingeführt: Der Bachelor und der Master Professional. Künftig können Personen, die über eine einschlägige berufliche Qualifikation oder eine mehrjährige Berufserfahrung verfügen ohne zusätzliche Vorbereitungskurse Studienangebote für diese neuen Titel nutzen. Die Matura ist nicht mehr zwingend erforderlich. Das bedeutet eine enorme Aufwertung für berufliche Vorerfahrung.
Die organisatorische Voraussetzung ist klar definiert: Der Bachelor Professional ist ein Weiterbildungsabschluss und daher muss neben einer tertiären Bildungseinrichtung auch eine außerschulische Bildungseinrichtung mit an Bord sein. Das bedeutet: Universitäten müssen sich der berufspraktischen Fachkompetenz öffnen und sind „gezwungen“, mit Instituten für die Berufsbildung zusammenzuarbeiten. Die Berufspraktikerinnen und Berufspraktiker wiederum müssen ihre Skepsis gegenüber wissenschaftstheoretischem Lernen abbauen und den wissenschaftlichen Input als Chance begreifen. Die Absicht dahinter ist offenkundig: Das soll sicherstellen, dass theoretische und berufspraktische Elemente kombiniert werden. Damit schlagen der Bachelor und der Master Professional die Brücke zwischen Theorie und Praxis und sind das Missing Link, um die bisher getrennten Welten von Hochschule und Berufsausbildung zusammen zu führen. Das Studium ist gleichwertig mit einem klassischen Bachelor-Studium und berechtigt daher auch zu einem weiterführenden Master-Studium, ist aber auch gleichwertig einer Meister- oder Befähigungsprüfung.
Parallel zur Einführung des Bachelor Professional wurde auch der Wildwuchs an Weiterbildungsausbildungen und Hochschultypen neu geregelt. Das Ziel ist, die verschiedenen akademischen Weiterbildungen vergleichbarer zu machen. Bisher schlossen zwar die meisten Weiterbildungsstudien mit einem Master ab, aber Umfang, Dauer und die zu erreichenden ECTS-Punkte variierten stark. Damit wird nun aufgeräumt. Künftig sollen auch die kostenpflichtigen Weiterbildungsstudienprogramme der dreiteiligen Bologna-Ordnung mit dem Aufbau Bachelor – Master – PhD folgen. Die Weiterbildungsbachelors bzw. Masterstudien müssen dafür im Umfang den ordentlichen Bachelorprogrammen (180 ECTS, entspricht drei Jahren Vollzeitstudium) und Masterstudien (üblicherweise 120 ECTS) angepasst werden und sollen wie in einer Art Baukastensystem mit ordentlichen Studien kombinierbar sein. Neu ist auch, dass hochschulische Weiterbildungslehrgänge nicht mehr akkreditierungspflichtig sind, egal an welchem Hochschultyp sie eingerichtet werden.

Wichtige Ergänzung

Nun geht es darum, diesen rechtlichen Rahmen mit konkreten Angeboten zu füllen. Erste Fachbereiche sind bereits dabei, Curricula zu entwickeln und Bachelor-Professional-Studien anzubieten. In Tirol sind die psychosozialen Berater:innen unter Fachgruppenobmann Bernhard Moritz bereits mitten in diesem Prozess (siehe Interview auf Seite 55). Damit werden berufspraktische Studien in den kommenden Jahren zu einer wichtigen Ergänzung zu rein akademischen Ausbildungen und erweitern damit das Angebot für unsere Jugendlichen.

Weitere Informationen finden Sie in den Publikationen.

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