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© WK Tirol

Geld macht Schule

Tiroler Wirtschaft, Dezember 2024

FINANZBILDUNG. Die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Tirol setzte mit dem ersten Tiroler Online-Kongress für Lehrpersonen zum Thema Finanzwissen einen wesentlichen Impuls, um Wirtschaftskompetenz in die Schulen zu tragen.

Letzten Monat fand erstmals ein Online- Kongress zum Thema Financial Literacy für Lehrpersonen statt. Dabei geht es um die Vermittlung von Kompetenzen, mit denen die Schüler:innen zukünftig private und berufliche Finanzfragen bewältigen können. Die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Tirol (VWGT) setzte mit der Veranstaltung „Geld macht Schule – Finanzbildung für die Zukunft“ einen wichtigen Impuls für die Förderung von Wirtschafts- und Finanzkompetenzen. Doch warum ist Financial Literacy so entscheidend? Und welche Schritte sind notwendig, um junge Menschen auf eine immer komplexere Finanzwelt vorzubereiten? Ein Blick auf aktuelle Studien zeigt, warum der Aufbau von Finanzkompetenzen eine zentrale Rolle spielt – nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Gesellschaft und die Wirtschaft insgesamt.

Schlüsselkompetenz Financial Literacy
Finanzbildung ist mehr als das Verstehen von Zahlen – sie ist eine Schlüsselkompetenz für das Leben in einer modernen Gesellschaft. Sie ermöglicht es Menschen, souveräne Entscheidungen zu treffen, sei es bei der Haushaltsplanung, bei Investitionen oder im Umgang mit Krediten. Letztlich ist Finanzkompetenz die Voraussetzung dafür, seine Talente bestmöglich zu entfalten und seinen Platz im Privat- und Berufsleben zu finden. Vor allem junge Menschen stehen hier vor großen Herausforderungen. Der YEP Jugendbericht 2024 zeigt, dass 51 % der befragten Jugendlichen sich in Sachen Finanzwissen nicht ausreichend auf die Zukunft vorbereitet fühlen. Zwei Drittel der AHSSchüler: innen geben an, dass sie sich „nicht“ oder „nur wenig“ mit Finanzen auskennen. Mädchen empfinden dabei oft größeren Stress als Burschen – jedes zweite Mädchen sieht Geldthemen als belastend an. Die Schule wird von den Jugendlichen als zentraler Ort für die Vermittlung von Finanzwissen wahrgenommen, doch auch die Familie hat einen starken Einfluss. Ein zukunftsweisender Ansatz muss beide Bereiche verbinden und praktische Kompetenzen vermitteln – zu Themen wie Kaufverträge, Sparmethoden, Leasing oder Steuern.

VWGT mit neuen Angeboten

Als Plattform für Wirtschaft und Bildung hat die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Tirol (VWGT) eine Schlüsselfunktion bei der Vermittlung von Financial Literacy. Mit der neuen Online-Plattform www.vwgt.at schafft sie eine zentrale Anlaufstelle für Lehrer:innen, Schüler:innen und Interessierte. „Die Plattform vereint über 60 bewährte Programme und stellt sie übersichtlich dar, sodass Lehrpersonen schnell das passende Angebot finden können“, erklärt der Geschäftsführer der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Tirol und Teamleiter am Bildungsconsulting, Markus Abart. Damit werden verschiedene Angebote für Wirtschaftsbildung, den sicheren Umgang mit Geld und zur Förderung unternehmerischer Fähigkeiten gebündelt – inklusive Lernmaterialien, Workshops und Kontakten zu Expert:innen unterschiedlicher Institutionen. Die Palette reicht von Finanzbildungsangeboten der Österreichischen Nationalbank über das Volkswirtschaftliche Planspiel „Ecomania“, die Arbeitsmaterialien „börse4me“ und „Wirtschaft verstehen“ bis hin zum „Schau aufs Geld“-Workshop und dem Zertifikat „Finanz Checker“. Mit dem ersten Online-Kongress hat die VWGT nun einen weiteren wichtigen Schritt gesetzt. Im Fokus standen nicht nur fundierte Inhalte, sondern auch die Vernetzung von Lehrpersonen mit Expert:innen. Die Teilnehmer:innen hatten die Möglichkeit, sich mit Partnerinstitutionen wie der Österreichischen Nationalbank, der Arbeiterkammer Tirol und dem Financial Life Park der Erste Bank auszutauschen sowie nähere Informationen zum Programm „Junior Company“ einzuholen.

Lehrpersonen als Drehscheibe
Die wachsende Bedeutung von Finanzbildung bringt auch neue Anforderungen an Lehrpersonen mit sich. Neben ihrem regulären Unterricht müssen sie zunehmend als Vermittler:innen für praktische Lebenskompetenzen wie Finanzwissen auftreten. Dies zeigt sich deutlich in der aktuellen Jugendstudie: Während die Mehrheit der Jugendlichen die Schule als Hauptquelle für Finanzbildung sieht, fehlen vielen Lehrkräften die notwendigen Ressourcen und Weiterbildungen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Die VWGT möchte dieses Spannungsfeld auflösen und mit ihrem Angebot praktische Unterstützung leisten. Eine der zentralen Botschaften des Kongresses war zudem, dass die Verantwortung für Finanzbildung nicht allein auf den Schulen lasten darf. Expert:innen von außen können – wie in der Berufsorientierung – einen wichtigen Beitrag leisten. Veranstaltungen wie der Finanzbildungskongress sollen künftig regelmäßig stattfinden und dabei helfen, diese Expertise in die Schulen zu tragen.

Früh übt sich …
Financial Literacy, Wirtschaftsbildung und Entrepreneurship Education erfahren auch seitens des Bildungsministeriums eine zunehmende Aufwertung. Ein Beispiel dafür ist der neue Lehrplan für das Fach „Geographie und wirtschaftliche Bildung“, der kürzlich eingeführt wurde. Dieser setzt klare Akzente und betont die Relevanz wirtschaftlicher Kompetenzen bereits in der schulischen Grundbildung. Ein zentraler Ansatz dabei ist, frühzeitig mit der Vermittlung von Grundlagen zu beginnen, die junge Menschen auf die finanzielle Realität des Lebens vorbereiten. Kindgerechte Programme wie das Projekt der Wirtschaftskammer Tirol „KIWI – Kinder entdecken Wirtschaft“ greifen dieses Prinzip auf. Hier lernen Kinder spielerisch und altersgerecht die grundlegenden Mechanismen der Wirtschaft kennen, etwa durch die Simulation von Produktions- und Verkaufsprozessen. Dabei werden finanzielle Aspekte wie Preisgestaltung, Einnahmen und Ausgaben leicht verständlich integriert. Solche Initiativen zeigen, wie Financial Literacy bereits im frühen Alter gefördert werden kann, um ein solides Fundament für späteres unternehmerisches Denken und Handeln zu legen.

Bewährt: die „Junior Company“
Ein bewährtes Instrument, das die Themen Financial Literacy und Entrepreneurship Education in Tirol stärkt, ist das Programm „Junior Company“. Dieses Projekt ermöglicht es Schüler:innen ab der Volksschule, ein eigenes Unternehmen zu gründen und über maximal ein Schuljahr zu betreiben. Von der Idee bis zur Vermarktung erleben die Jugendlichen alle Phasen des Unternehmertums und erwerben dabei unter anderem wertvolle Kompetenzen in den Bereichen Finanzplanung, Teamarbeit und wirtschaftliches Denken. Die „Junior Company“ wird von der Wirtschaftskammer Tirol und der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Tirol gestützt und ist ein Paradebeispiel dafür, wie Finanz- und Wirtschaftskompetenzen altersgerecht erlebbar gemacht werden können. Zusätzlich leistet das Programm einen wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen, indem sie beispielsweise in Landes-, Bundes- und Europawettbewerben ihre Projekte einer breiten Öffentlichkeit vorstellen und sich mit anderen Junior Companies messen können.

Perspektiven für die Zukunft
Die Wirtschaftskammer Tirol und die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Tirol werden auch in Zukunft daran arbeiten, Financial Literacy in Tirol zu stärken. Die Herausforderungen reichen von der Anpassung der Lehrpläne über die stärkere Einbindung externer Expert:innen bis hin zur Schaffung neuer digitaler Bildungsangebote. Der erste Finanzbildungskongress der VWGT hat gezeigt, dass der Wille zur Zusammenarbeit da ist – jetzt geht es darum, diese Dynamik weiterzuführen. „Finanzbildung ist die Basis für ein selbstbestimmtes Leben und beruflichen Erfolg“, betont Markus Abart, „das Angebot der VWGT gibt den Lehrpersonen eine Reihe von pädagogisch erprobten Instrumenten in die Hand, um den Unterricht in diesem Bereich spannend zu gestalten und Jugendlichen das Rüstzeug für ihre zukünftige finanzielle Gesundheit mitzugeben.

Quelle: Den Originalartikel finden Sie in der Tiroler Wirtschaft, 19.12.2024 auf Seite 44.

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