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Leuchtturm als Grafik auf rotem Hintergrund
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Grenzenlose Bildung

Tiroler Wirtschaft, Oktober 2023

INTERNATIONALE SCHULE. In Innsbruck startet diesen Herbst die erste Anerkannte Europäische Schule Österreichs. Damit setzt Tirol auf Internationalität – und macht einen großen Schritt für den Wirtschafts- und Bildungsstandort.

Die Verflechtung der Wirtschaftsräume schreitet immer weiter voran, auch für Klein– und Mittelbetriebe. Die dynamische Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Tirol, insbesondere im Großraum Innsbruck, hat zu einem steigenden Bedarf an internationalen Ausbildungen geführt. Eine Erweiterung des internationalen Bildungsangebotes wird deshalb seit Jahren von der Wirtschaftskammer Tirol, der Industriellenvereinigung Tirol, Universitäten, Hochschulen und Unternehmen mit Nachdruck gefordert. Internationalität findet nicht nur über Exporte oder das Arbeiten über die Grenze statt, sondern spiegelt sich auch über den höheren Anteil an Menschen mit ausländischen Wurzeln am Standort Tirol selbst wider. Die Anforderungen an die Schulen steigen, die Jugendlichen auch in dieser Hinsicht auf die moderne Arbeitswelt vorzubereiten. Insofern stellt sich die Frage nicht, ob Schulen international sein sollen, sondern nur, in welchem Ausmaß. Ab wann sich eine Schule als „international“ bezeichnen darf, ist nicht abschließend definiert. Es hat jedenfalls mit einem Blick über den Tellerrand und dem Erwerb von Sprachkompetenzen zu tun. „Ganz gleich, auf welchem Level die Internationalisierung stattfindet, der Weg dorthin ist auf jeden Fall zu begrüßen“, erklärt Helmuth Aigner, der Koordinator für die Internationalen Schule in Tirol.
Für Helmuth Aigner sind es drei Elemente, die Internationale Schulen ausmachen. Erstens: Ein erhöhter Fokus auf Fremdsprachen. Zweitens: Die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen. Und drittens: Ein zukunftsorientiertes pädagogisches Modell. Auf diesen Punkt legt der Koordinator besonderen Wert. Im Rahmen dieses pädagogischen Modells erfolgt ein besonderer Umgang mit der Heterogenität der Jugendlichen und wird verstärkt auf die Individualisierung der einzelnen Schülerinnen und Schüler eingegangen. Internationale Schulmodelle ermöglichen zudem einen nahtlosen länderübergreifenden Wechsel an andere Schulen und kommen damit der Anforderung nach steigender beruflicher Mobilität entgegen. „Es geht letztlich weniger um einen formalen Abschluss als um ein grundsätzliches Mindset in Richtung Weltoffenheit. Das tut unseren Schülerinnen und Schülern gut und wird zunehmend die Grundvoraussetzung für eine friedliche, moderne Gesellschaft“, betont Aigner.

Startschuss für die Europäische Schule Tirol
Mit der Europäischen Schule könnte Tirol der nächste große Schritt in Richtung internationaler Schule gelingen, ist Aigner überzeugt. „Der Start der Europäischen Schule in Innsbruck mit Herbst 2023 kann eine Strahlkraft für den ganzen Bildungsstandort Tirol entwickeln“, so der Koordinator. Ausgangspunkt für die Europäische Schule in Innsbruck – die 23. in Europa und die erste in ganz Österreich – ist folgender Befund: In Tirol gibt es in Kufstein und im Zentralraum Innsbruck bereits einige Schulstandorte mit einem international ausgerichteten Angebot. Es handelt sich dabei sowohl um öffentliche als auch private Schulträger, die ihre spezifischen Modelle im Zuge einer langjährigen Entwicklung aufgebaut und erfolgreich etabliert haben. Trotzdem gehen mit der Abstimmung der verschiedenen Ausrichtungen sowie der großen Nachfrage in einzelnen Teilsegmenten – vor allem der Sekundarstufe – Herausforderungen einher, welche nur schwer von einzelnen Akteuren bewältigt werden können. Daher haben die Landesregierung, das Bildungsministerium und die EU grünes Licht für eine Europäische Schule im Zentralraum Innsbruck gegeben. Die Anerkannte Europäische Schule bietet im Gegensatz zu anderen Modellen alle Voraussetzungen, um den Bedarf an anerkannter internationaler Bildung im Raum Innsbruck zu decken. Diese Schule soll das bestehende Bildungsangebot ergänzen und erweitern, insbesondere aber auch mit seiner Strahlkraft als „Leuchtturm“ die europäische Dimension in die Tiroler Bildungslandschaft bringen.
Die Europäische Schule Innsbruck wurde inzwischen bereits Teil eines Netzwerks von Europäischen Schulen. Diese Schulen folgen einem europäischen Lehrplan und bieten eine Bildung, die innerhalb der Europäischen Union sowie in einer Reihe weiterer Staaten anerkannt wird.

Das pädagogische Modell der Anerkannten Europäischen Schule ermöglicht eine mehrsprachige Ausbildung im Vorschulbereich, der Primarstufe sowie der Sekundarstufen 1 und 2. Der Abschluss mit Europäischem Baccalaureate/Europäischer Reifeprüfung ist in allen Ländern der EU und auch in einer Reihe weiterer Länder als Zugangsqualifikation zum Hochschulstudium offiziell anerkannt. Inhaber des Europäischen Diploms haben Anspruch auf die gleichen Rechte und Vergünstigungen wie andere Inhaber von Sekundarschul- Abschlusszeugnissen in ihren Ländern. Die europäischen Lehrpläne sind auf Lehrpläne der EU-Staaten abgestimmt und wurden seit dem Beginn der österreichischen EU-Mitgliedschaft von österreichischen Expert:innen mitgestaltet. Die Verankerung einer Europäischen Schule in Innsbruck ist somit nicht zufällig. In einer Zeit, in der grenzüberschreitendes Lernen und Arbeiten zur Normalität geworden ist, ist die Eröffnung einer derartigen Schule in Tirol mehr als sinnvoll.

Fünf flankierende Maßnahmen für mehr Internationalität
Die Europäische Schule in Innsbruck braucht jedoch flankierende Maßnahmen. Helmuth Aigner sieht in 5 effektiven Maßnahmen den Schlüssel dazu, Internationalität in der Tiroler Bildungslandschaft zu forcieren:


1. Weitere Verankerung des europäischen Modells am Bildungsstandort Tirol
Die Anerkannte Europäische Schule bietet ein herausragendes pädagogisches Konzept und die Möglichkeit, neue Dynamik in die österreichische Bildungslandschaft zu bringen. Das setzt jedoch voraus, dass die Europäische Schule nicht nur verordnet wird, sondern bei Schüler:innen, Eltern, Pädagog:innen und der gesamten Bevölkerung als Bereicherung wahrgenommen wird. Grundlage dafür ist ausreichendes Wissen über das europäische Modell. Eine Kommunikationsoffensive kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten und damit eine positive Grundstimmung für die Internationalisierung der Bildung in Tirol aufbauen.
2. Professionalisierung multikulturelle Kompetenzen
In der Ausbildung von Pädagog:innen und Schulmanager:innen sollte die internationale Komponente intensiviert werden. Eine Verbreiterung der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte ist Voraussetzung dafür, das Potenzial des europäischen Schulmodells auszuschöpfen und an die Schülerinnen und Schüler weiterzugeben.
3. Schulterschluss mit der Wirtschaft
Obwohl die Impulse für die Europäische Schule in Tirol von exportorientierten Leitbetrieben ausgegangen sind, ist gelegentlich eine gewisse Skepsis gegenüber den Vorteilen des europäischen Modells festzustellen. Es ist daher dringend erforderlich, Bewusstseinsbildung in einem laufenden Dialog zu betreiben und neben der Schiene der Leuchtturmschulen auch Leuchtturmbetriebe dazu zu gewinnen, die Internationalität in der Aus– und Weiterbildung zu forcieren. Darüber hinaus muss Internationalität auch eine wichtige Komponente in der dualen Ausbildung darstellen.
4. Kooperation der Impulsgeber
Interessenvertretungen und öffentliche Institutionen wie die Wirtschaftskammer, die Industriellenvereinigung, die Bildungsdirektion und das Land Tirol stehen der Idee einer internationalen Schule positiv gegenüber. Eine enge Kooperation aller relevanten Stakeholder für internationale Bildung kann die Verankerung am Bildungsstandort Tirol forcieren.
5. Den Stellenwert des Europäischen Gedankens und der EU stärken
Die europäische Union steht im Rahmen der schulischen Ausbildung nicht immer im Fokus. Das Wissen über die Institutionen und Werte der EU muss viel stärker in das Bewusstsein unserer Jugendlichen gebracht werden. Dazu gehört auch, dass alle Schülerinnen und Schüler zumindest einmal Brüssel besuchen, um ein Gefühl für die europäische Dimension zu bekommen. Ein höherer Stellenwert der EU fördert das Denken über die Grenzen und die Offenheit für europäische beziehungsweise internationale Schulmodelle.

Weitere Informationen finden Sie in den  Publikationen.

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