Zum Hauptinhalt springen Zur Navigation springen Zum Footer springen
5 weiße Kreise auf rotem Hintergrund
© WK Tirol

Vertrauen ist gut

Tiroler Wirtschaft, Oktober 2024

NEW WORK. „Die Beraterinnen“ haben sich in ihrem heurigen Zukunftscamp mit den Begriffen New Work und Empowerment befasst. Was theoretisch klingt, entpuppt sich als praxistaugliches Konzept für Tiroler Klein- und Mittelunternehmen.

Die Beraterinnen“, ein Team von Expertinnen in der Organisations- und Personalentwicklung, stellten die sechste Auflage ihres „Zukunftscamps“ in der Villa Blanka unter das Motto „Was wirklich wirkt“. In Keynotes und Workshops wurde ergründet, was an den Schlagworten New Work und Empowerment dran ist, wie Tiroler Kleinund Mittelbetriebe davon profitieren können und mit welchen Maßnahmen sich die Zufriedenheit und damit die Performance von Mitarbeiter:innen und Mitarbeitern verbessern lässt. Eines lässt sich vorweg sagen: Mit dem alten Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ ist bei New Work nichts zu gewinnen.

Schöne neue Arbeitswelt

Den Impuls setzte Carsten Schermuly. Er ist Professor an der SRH Hochschule Berlin und gehört zu den führenden New Work-Forscher:innen in Deutschland. Schon zu Beginn seiner Keynote stellte er klar: Das Konzept ist alles andere als theoretisch. Es geht darum, Arbeit so zu gestalten, dass Menschen mehr Freiheit, Selbstbestimmung und Sinn erleben, was zu mehr Zufriedenheit und besseren Ergebnissen führt. Der Begriff New Work stammt aus den 1980er Jahren und wurde vom österreichisch-amerikanischen Sozialphilosophen Frithjof Bergmann geprägt. Er sah Arbeit nicht nur als Mittel zur Existenzsicherung, sondern als Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung. Auch wenn der Begriff heute vielfältig interpretiert wird, bleibt der Kern der ursprünglichen Idee erhalten: Die Schaffung eines beruflichen Umfelds, in der der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen – kurz gesagt: eine schöne neue Arbeitswelt.

Empowerment als Kern von New Work

Der zentrale Bestandteil von New Work ist das Konzept des Empowerments. Empowerment ist die Stärkung und Befähigung von Mitarbeitenden, ihre Arbeit selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu gestalten. Dazu gehören vier Komponenten: das Erleben von Selbstbestimmung, Sinn, Kompetenz und Einfluss. Diese Dimensionen schaffen ein Umfeld, in dem sich Mitarbeitende ermächtigt fühlen, ihre Aufgaben proaktiv und mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung anzugehen.

New Work ist topaktuell

Die Diskussion um New Work hat an Bedeutung gewonnen, da sich die Arbeitswelt durch Digitalisierung stark verändert hat. Menschen übernehmen vielfältigere Aufgaben und haben mehr Autonomie, was flexible und selbstbestimmte Arbeitsmodelle erfordert. Auch der Generationenwandel spielt eine Rolle: Jüngere Mitarbeitende erwarten mehr Mitspracherecht und Selbstbestimmung. Schließlich hat die Pandemie den Wandel beschleunigt und die Notwendigkeit von ortsunabhängigen Arbeitsformen unterstrichen, wodurch viele Menschen über den Sinn ihrer Arbeit nachgedacht haben. Die Pandemie ist Geschichte – der Wunsch nach Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit der Arbeit ist geblieben. Das macht New Work topaktuell.

Beide Seiten profitieren
Empowerment bringt zahlreiche Vorteile mit sich – sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Unternehmen. Carsten Schermuly hebt hervor, dass sich Mitarbeitende dadurch insgesamt wohler fühlen, was sich positiv auf ihre Arbeitsleistung auswirkt. Darüber hinaus führt Empowerment zu einer geringeren Fluktuation, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker mit dem Unternehmen verbunden sind und sich dort langfristig wohlfühlen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie von motivierten, engagierten und innovativen Mitarbeitenden profitieren. Empowered Teams sind in der Lage, eigenständig Probleme zu lösen und Prozesse zu optimieren, was die Effizienz steigert.

Die Rolle der Führung
Die Führungskräfte eines Unternehmens spielen eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Umsetzung von New Work bzw. Empowerment. Sie müssen bereit sein, Kontrolle abzugeben und ihren Mitarbeitenden zu vertrauen. Das stellt traditionelle Führungskonzepte auf den Kopf, denn nun heißt es: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“ Das erfordert einen kooperativen Führungsstil, bei dem Mitarbeitende und Führungskräfte auf Augenhöhe zusammenarbeiten. New Work bedeutet aber nicht Führungslosigkeit. Führungskräfte müssen trotzdem einen Rahmen setzen und dabei sicherstellen, dass Mitarbeitende die notwendige Unterstützung und Orientierung erhalten. Dies bedeutet auch, klare Kommunikationswege zu etablieren und regelmäßig Feedback zu geben, um die Entwicklung der Mitarbeitenden zu fördern.

Fazit
Empowerment ist das Schlüsselkonzept von New Work und bietet sowohl Mitarbeitenden als auch Unternehmen zahlreiche Vorteile. Es fördert Kreativität, Engagement und Produktivität, reduziert Stress und steigert die Arbeitszufriedenheit. Unternehmen, die auf Empowerment setzen, schaffen eine Arbeitsumgebung, in der Mitarbeitende eigenverantwortlich und proaktiv handeln können. Empowerment ist damit nicht nur ein Trend, sondern ein strategischer Ansatz, um Betriebe zukunftsfähig zu machen.

Sinnvolle und selbstbestimmte Online-Meetings
Das Konzept des Empowerments lässt sich auch auf Online-Meetings umlegen. Wenige klare Regeln verbessern das Ergebnis deutlich:
1. Wer einen Termin einstellt, wird vom System aufgefordert, einen Sinn zu formulieren. Die Empfänger müssen daraufhin nicht nur den Termin, sondern auch den Sinn des Meetings bestätigen.

2. Die Prüfung beschränkt sich aber nicht auf die Phase vor dem Meeting. Alle Teilnehmenden haben die Pflicht, den Sinn auch im Verlauf zu prüfen, und dürfen das Meeting jederzeit verlassen, wenn der Sinn für sie nicht mehr gegeben ist.
3. Meetings dauern 30 Minuten. Wer mehr möchte, muss begründen und bitten.
4. Alle Mitarbeitenden werden für Meetings geschult und verfügen über Moderationsfähigkeiten.
5. Je höher der Status einer oder eines Teilnehmenden, desto später darf er oder sie ihre oder seine Meinung sagen. Dadurch wird verhindert, dass sich die Diskussion zu schnell an der Meinung einer Führungskraft orientiert. (Quelle: Carsten Schermuly)

Quelle: Den Originalartikel finden Sie in der Tiroler Wirtschaft, 31.10.2024 auf Seite 51.

Beratungstermin vereinbaren

zum Seitenanfang