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Junior Company in weißen Buchstaben auf rotem Hintergrund
© WK Tirol

Von der Schulklasse in die Business-Class

Tiroler Wirtschaft, Mai 2025

30 JAHRE JUNIOR COMPANY. Jugendstudien zeigen: Junge Menschen sind engagiert, motiviert und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das Programm Junior Company, das heuer sein 30-jähriges Bestehen feiert, bietet Schüler:innen die Gelegenheit, echte Unternehmerluft zu schnuppern. Ein Blick auf aktuelle Wettbewerbe verdeutlicht, warum es als Talentschmiede gilt.

Für manche Erwachsene und auch für so manchen Arbeitgeberbetrieb sind Jugendliche schwer einzuschätzen. Wie sieht es mit ihrer Einsatzbereitschaft aus? Sind sie loyal? Schätzen sie berufliche Perspektiven? Die große Trendstudie „Jugend in Österreich 2025“ gewährt erhellende Einblicke: Die 14- bis 29-Jährigen legen großen Wert auf Fairness, Sicherheit und leistungsgerechte Bezahlung und betrachten Arbeit als Quelle von Sinn und persönlicher Entwicklung. Geld bleibt zwar ihr stärkster Antrieb, doch nicht in Form von Konkurrenzdruck, sondern als Anerkennung ihrer Leistung. Gerade in unsicheren Zeiten erwarten junge Menschen Arbeitgeber, die ihre Interessen ernst nehmen, flexible Rahmenbedingungen bieten und echtes Interesse an ihrer Entwicklung zeigen. Jobangebote mit materiellen und emotionalen Benefits sind am attraktivsten – von Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zur Rücksicht auf Hobbies. Diese Erkenntnis zeigt: Wer Jugendlichen Verantwortung ermöglicht und sie mitgestalten lässt, fördert Engagement und Loyalität – ideale Voraussetzungen für nachhaltiges Nachwuchswachstum.

Junior Company als Praxislabor
Genau hier setzt Junior Company an: Seit drei Jahrzehnten erhalten Schülerinnen der 9. bis 13. Schulstufe die Chance, eigene Unternehmen zu gründen und zu führen – kostenlos, direkt an ihrer Schule und mit realem Startkapital von bis zu 800 Euro. Alles beginnt mit einer Geschäftsidee, die in Teams ausgearbeitet wird. Die jungen Gründerinnen wählen einen Firmennamen, entwerfen ein Logo, gestalten Unternehmensstrukturen und verteilen Rollen wie Geschäftsführung, Buchhaltung und Marketing. Nach der offiziellen Registrierung als Junior Company in der Junior Datenbank startet die Praxisphase: Die Produktion von Prototypen, Marketingmaßnahmen und Verkauf mit echtem Erlös. Gleichzeitig sammeln sie Erfahrungen in Budgetverwaltung, Kundengesprächen und Teamorganisation.
Durch diese intensive Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Abläufen wachsen die Teilnehmenden nicht nur fachlich, sondern auch persönlich: Sie entwickeln Problemlösungskompetenz, stärken ihr Selbstbewusstsein und lernen, auch in stressigen Situationen Verantwortung zu übernehmen. Landesbetreuerin Magdalena Wasilewski vom WK-Bildungsconsulting betont, dass die Jugendlichen „mit ihrer Aufgabe über sich hinauswachsen und echte Reifeprozesse durchlaufen“ (siehe auch nebenstehendes Interview mit der Landesbetreuerin). Junior Company ist damit weit mehr als Unterricht – es ist eine Schule fürs Leben, die Teamgeist und Eigenverantwortung genauso fördert wie unternehmerisches Denken.
Seit 1995 hat Junior Company seinen Platz im österreichischen Bildungssystem gefestigt und im Lauf von 30 Jahren mehr als 68.000 Schülerinnen und Schüler begleitet, die über 6.000 Junior Companies gegründet haben. Die langjährige Partnerschaft zwischen Schulen, Wirtschaftskammer und Volkswirtschaftlicher Gesellschaft Tirol sorgt dafür, dass Theorie und Praxis nahtlos verschmelzen. Dieses Format begegnet direkt den Wünschen der Gen Z: Es bietet sinnstiftende, praxisnahe Erfahrungen und trifft damit genau deren Bedürfnis nach Fairness, echtem Mitgestalten und persönlicher Entwicklung. Entwicklung ist auch das Stichwort für Junior Company selbst. Für das Programm gab es im Laufe der Jahre ständig Neuerungen. So wird Junior Company nun auch für jüngere Zielgruppen angeboten und auf Volksschulen ausgeweitet. Mit der Praxisvolksschule der PHT in Wilten gibt es jetzt auch in Tirol die erste „Mini Company“, in der sich Unternehmerluft schnuppern lässt.

And the winner is …
Den Höhepunkt des Programms Junior Company stellen die Wettbewerbe dar. Schließlich ist Wirtschaft Wettbewerb und die Jugendlichen investieren viel Zeit und Herzblut, um ihre Idee auf einer großen Bühne darzustellen und sich mit der Konkurrenz zu messen. Der diesjährigen Junior Landeswettbewerb Tirol zählte 407 Teilnehmende in 41 Schülerfirmen. Im Festsaal der Wirtschaftskammer Tirol traten die besten 9 Companies an, um ihre Geschäftsideen vor Fachjury und geladenen Gästen zu präsentieren. Der Wettbewerb macht deutlich, wie professionell Jugendliche heute auftreten – von selbst designten Messeständen über realistische Businesspläne bis hin zu überzeugenden Pitches. Nachhaltigkeit prägte die Konzepte der 9 Finalistenteams: Innovative Produktideen wie modulare Urban-Gardening-Kits, ein smartes Upcycling-Kaffeesatz-Snack¬produkt und innovative Outdoortextilien aus recycelten Paragleitschirmen demonstrierten, wie engagiert die Jugendlichen an Lösungen für Klimaschutz und Ressourcenschonung arbeiten.
Wirtschaftslandesrat Mario Gerber gratulierte den Siegerteams: „Engagement, Mut und Innovationskraft – das zeigen die Projekte eindrucksvoll. Mein Dank gilt auch den Lehrpersonen, die Unternehmergeist an den Schulen fördern. Das ist gelebte Schule fürs Leben. Genau solche Ideen braucht der Wirtschaftsstandort Tirol.“ Der Präsident der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft für Tirol, Dominik Jenewein, ergänzte: „Die Begeisterung der Jugendlichen war spürbar. Ihre Ideen beweisen, dass junge Menschen die Zukunft mit Kreativität und Unternehmergeist aktiv mitgestalten.“

Gelebte Nachwuchsförderung

Vom Blick in Jugendstudien bis zum 30-jährigen Jubiläum von Junior Company und den aktuellen Erfolgen bei Wettbewerben wird eines deutlich: Junge Menschen wollen Verantwortung übernehmen, echten Nutzen stiften und einen Beruf ergreifen, der ihnen Sinn und Inhalt bietet. Das Programm Junior Company ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg – Theorie wird in gelebte Praxis übersetzt, und aus Schülerinnen werden engagierte Gründerinnen.
„Wer heute in Nachwuchsförderung investiert, sichert morgen Fachkräfte und Innovation“, betont der Leiter des WK-Bildungsconsultings, Wolfgang Sparer. Junior Company steht seit 3 Jahrzehnten für gelebte Nachwuchsförderung und beweist, wie Schule und Wirtschaft zusammenwirken können. Die Wirtschaftskammer Tirol und ihre Partner setzen damit ein starkes Zeichen: Die Mitarbeiter:innen von morgen beginnen ihre unternehmerische Reise bereits heute.

3 Fragen an Magdalena Wasilewski, Landesbetreuerin Junior Company Tirol
Das Konzept der Junior Company bewährt sich seit 30 Jahren. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis?
Die Junior Company steht für lebendigen, praxisnahen Wirtschaftsunterricht, der Raum für eigene Ideen und Kreativität bietet. Beeindruckend ist, mit wie viel Begeisterung und Verantwortungsbewusstsein die Schüler:innen ihre unternehmerischen Aufgaben übernehmen – motiviert durch die reale Chance auf wirtschaftlichen Erfolg.
Was ist der Unterschied zwischen einer Junior Company und einer Übungsfirma?
Der Unterschied liegt vor allem in der Praxisnähe: In einer Junior Company gründen Schüler:innen ein reales Unternehmen, stellen sich realen Herausforderungen und übernehmen dabei echte Verantwortung. Eine Übungsfirma hingegen simuliert betriebliche Abläufe im Klassenraum, ohne dass reale Waren oder Geld fließen – der Fokus liegt hier stärker auf dem Training kaufmännischer Prozesse.
Worin liegen die größten Benefits, die Teilnehmende für ihr weiteres Leben mitnehmen?
Durch die Teilnahme an einer Junior Company erwerben Schüler:innen wertvolle wirtschaftliche, soziale und organisatorische Kompetenzen, die weit über den klassischen Unterricht hinausgehen. Sie gewinnen Selbstvertrauen, lernen unternehmerisches Denken und profitieren von echten Praxiserfahrungen, die sie auf Studium und Berufsleben optimal vorbereiten.

Quelle: Den Originalartikel finden Sie in der Tiroler Wirtschaft auf Seite 50. 

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